Nachruf
Karl Heinz Potthast ┼
Mit Bestürzung haben wir die traurige Nachricht vom plötzlichen Tod unseres Freundes und langjährigen Vorsitzenden des Schulbundes Nord Landeskirchenrat Karl Heinz Potthast erhalten. Karl Heinz Potthast starb im Alter von 87 Jahren am 13.10.2011.
1963 wurde er zum Vorsitzenden des damals so bezeichneten Evangelischen Schulbundes in Nordwestdeutschland und Berlin gewählt. Bis 1980 leitete er diesen großen Schulbund und blieb ihm weiter als kluger Berater verbunden bis in die jüngste Zeit. Noch bei der letzten Schulbundtagung Anfang Oktober 2011 in Bochum bewies er in einem spontanen Interview seine hohe Sachkunde in Fragen des evangelischen Schulwesens. Für die evangelischen Schulen war er die Leitfigur nicht nur in Deutschland. Seine Klugheit und sein konstruktiv-kritisches Denken machten ihn zu einem unentbehrlichen Ratgeber für den Schulbund, für unzählige Schulintitativen und viele Schulgründungen vor allem in den neuen Ländern.
Seine persönliche Art, auf Menschen zuzugehen, aber auch gegenüber Institutionen und konträren Positionen war stets verbindend und hinterließ dauerhafte Spuren.
Karl Heinz Potthast hat als Lehrer, Schulleiter, Landeskirchenrat, als Vorsitzender der Kammer für Erziehung und Bildung der Evangelischen Kirche in Deutschland, in unserem Evangelischen Schulbund Nord, im Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Schulbünde in Deutschland und der Arbeitsgemeinschaft freier Schulen ein weitverzweigtes Wegenetz gelegt. Ein wichtiger Baustein war 1994 die Gründung der Barbara-Schadeberg-Stiftung zur Förderung evangelischer Schulen, deren Gestalt er maßgeblich prägte.
Ich erinnere mich an seine Verabschiedung als Schulleiter der Hans-Ehrenberg-Schule in Sennestadt, als ein Abiturient seine Eindrücke des Lehrers Karl Heinz Potthast wiedergab. Der Direktor Karl Heinz Potthast musste für einen Kollegen einspringen. Die Schüler waren distanziert, abwartend. Eine einfache Geste überbrückte die Distanz: Karl Heinz Potthast stellte sich vor und gab jedem die Hand.
Verblüffend einfach das Selbstverständliche zu tun, auf das von vielen übersehene Naheliegende hinzuweisen, in dem Durcheinander eine Gasse zu finden, plötzlich einen Weg gangbar zu machen, Beklemmendes mit Humor aufzulösen, darin bestand der besondere Dienst, den Karl Heinz Potthast Kirche, Schulen und Staat geleistet hat.
Die Ziele evangelischer Erziehung wurden von ihm in zahlreichen Veröffentlichungen klar umrissen:
Erziehung zu erleben als Miteinander in der Schule,
als Aufruf und Ermutigung zum Christsein in der Welt,
Sinn im Leben zu suchen und zu finden, indem wir uns einmischen in die Geschäfte unserer Welt,
die christliche Hoffnung aufscheinen zu lassen,
den Stummen zur Sprache zu verhelfen,
den Schwachen beizustehen.
Kurz: Protestantische Mündigkeit zu bewähren, zuverlässig da zu sein, Richtigem auf die Beine zu helfen und Falschem sich in den Weg zu stellen.
Dies ist das Vermächtnis von Karl Heinz Potthast, das er nun den Nachfolgenden auf dem Feld der evangelischen Erziehung in die Hände gelegt hat.
Dankbar und traurig nehmen wir Abschied von einem aufrechten Christenmenschen. Möge er jetzt schauen, was er Zeit seines Lebens geglaubt hat.
Im Auftrag des Vorstands des Evangelischen Schulbundes Nord:
Herbert Ochel, ehem. Vorsitzender des Evang. Schulbundes von Nordwestdeutschland und Berlin,
Siegen im Oktober 2011